Jan Richter & Samy Molcho

Seminar mit Samy Molcho

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Und auf einmal ist er da. Samy Molcho! Auf diesen Moment war ich gespannt wie ein Flitzebogen. Und ja, er fällt auf. Ausstrahlung, natürlich – und sympathische Lachfältchen. Freundlich strahlend und konzentriert, in seinen schicken bunten Hippieklamotten. Heute ist der große Tag, eigentlich sind heute zwei große Tage. Mein Geburtstag, der kleinere von den großen Tagen. Größer aber zumindest in diesem Jahr ist das Seminar mit Samy Molcho, dem großen Trainer für Körpersprache.

Einst hielt ich seine Bücher in der Hand und empfand die dargestellten Gesten als viel zu übertrieben und eindeutig. Das war ungefähr im Jahr 1995 und ich war zarte 20 Jahre alt. Zusammen mit dem Text ergab das Ganze dann jedoch Sinn und ich war interessiert. Aber noch nicht begeistert.

 

Erste bewusste Berührung mit Körpersprache in der Praxis

Nur zwei Jahre später war ich in einer Verkaufssituation mit einem Kollegen, der mehr Verkäufer als Kenner der Materie war, die wir gemeinsam an den Mann zu bringen versuchten. Er argumentierte – für mich eine Nummer zu großspurig – die Vorteile der Dienstleistungen, die wir anboten. Uns gegenüber saß ein Untnehmensberater und Trainer, der aufmerksam zuhörte. Irgendwann uberschlug sich mein Kollege mit den Vorteilen der Leistung und mir fing die ganze Sache an, unangenehm zu werden denn mir war klar, dass wir das Versprochene nicht halten konnten. Nun wandte sich der Trainer an mich und fragte „Was meinen Sie dazu, Herr Richter?“ BÄM! Ich war froh und erschrocken gleichzeitig und übte mich darin, die angepriesenen Leistungen auf das Realmaß zurückzufahren, ohne meinen Kollegen blöd aussehen zu lassen. Das muss ungefähr so elegant gewesen sein wie der Butler beim Auftischen des vierten Gangs in Dinner for one.

 

Dennoch/gleichwohl/wie-auch-immer: Wir konnten den Auftrag mitnehmen.

Bei der Nachbesprechung erzählte uns der Trainer, dass ihm aufgefallen sei, dass mein rechter Zeigefinger gezuckt habe, während die Leistungen von meinem Kollegen so überschwänglich beschrieben wurde – und ich glaube noch heute, mich daran erinnern zu können, dass mein Zeigefinger tatsächlich gezuckt hat. Nach Samy Molcho steht der Zeigfinger für den „Besserwisser“-Finger – deswegen fragte mich der Trainer direkt nach meiner Meinung – und weil die Antwort offen und ehrlich war, bestellte er. Vollkommen fasziniert nahm ich zu Hause wieder die Bücher von Samy Molcho aus dem Regal und verschlang sie.

Zurück zum Geburtstagsseminar, das ganz großartig ist. Samy unterteilt es in zwei Phasen. In der ersten Phase erzählt er darüber, was die Authentizität von Menschen ausmacht.

 

„Das Verdrängen von Schwächen ist wie im Schwimmbad einen großen Ball ständig unter die Wasseroberfläche zu drücken: sehr anstrengend.“

 

Gut gefallen hat mir auch von der Untersuchung, von der er berichtet über Worthäufigkeiten auf einem Spielplatz in den USA: An einem Vormittag sei dort das Wort „Nein“ 277 x zu hören gewesen – vergleichsweise selten mit 5 x demgegenüber das Wort „Ja“. Und so ist seine Mission als ehemaliger Pantomime, die Menschen zurück in die Echtheit zu führen. „Existenz ist Wirkung.“

Eine schöne Metapher hat Prof. Samy Molcho auch für unterschiedliche Sprechgeschwindigkeiten. Der Austausch von Informationen sei wie das Umladen von Ladung zwischen zwei nebeneinander her fahrenden Lkw. Wenn die beiden Lkw nebeneinander herfahren und dabei die gleiche Geschwindigkeit fahren, erleichtert dies die erfolgreiche Umladung – bei unterschiedlicher (Sprech-)Geschwindigkeit würden Pakete (Informationen) verloren gehen.

Im zweiten Teil des Seminars stehen alle in einem großen Kreis und war möchte, geht in die Mitte auf Samy Molcho zu. Dieser analysiert Haltung, Gang und Stand und zieht Rückschlüsse auf die Person und macht daraus ein 10-Minuten-Coaching. Ich kann nur aus den Gesichtern derer lesen, die zu ihm gegangen sind und bin fasziniert darüber, wie präzise er sich geäußert haben muss. Einige sind noch Stunden später fast wortlos begeistert.

Da das Seminar auf den Internationalen Mediationstagen in Hamburg stattfindet, zu guter Letzt noch ein schönes Zitat zum Thema Konflikte:

„Für mich ist ein Standpunkt ein Ausgangspunkt, kein Endpunkt.“

Fazit:
Samy Molcho? Empfehlenswert!

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