Vor Kindern bei Rot über die Ampel gehen…
… ist zu vermeiden. So weit, so klar.
Neulich, im Internet, hatte ich trotzdem einen interessanten Dialog dazu. Da schrieb Jemand:
„Ich mag es gar nicht, wenn Leute die Straße trotz roter Fußgängerampel überqueren, während ich meinem Sohn beibringen will, dass er nur bei grün über die Straße gehen soll.“
Irgendwie ließ mir die Sache keine Ruhe, ich weiß eigentlich immer noch nicht genau warum. Ich glaube, ich hatte mir vorgestellt, dass ich einen dieser „Verkehrserzieher“ enttarnt hätte, der Andere in der Öffentlichkeit ermahnt und ihnen ungefragt den Unterschied zwischen „richtig“ und „falsch“ erläutert. Und je mehr sich die Worte dieses Jemand in meinem Kopf ausbreiteten, umso mehr spürte ich im Kopf eine Denkblockade, die mich ärgerte und die ich dringend lösen wollte.
Und diese von außen übergestülpte Denkblockade war es, die mich dazu brachte, der Angelegenheit eine alternative Sichtweise zu schenken. Während es die Zeit an der Fußgängerampel jedoch selten zulässt, einen Dialog zu führen, gab es nun Dank Internet die sensationelle Chance auf eine direkte Antwort und ich konnte mir alles von der Seele schreiben.
Also schrieb ich:
Ich schätze es sehr, wenn Leute bei rot über die Fußgängerampel gehen, während ich da mit meinen Kindern stehe und warte: (— Die Pause an dieser Stelle ist das allerschönste. —)
- Es ist leichter und sinnvoller, die Kinder an die Welt anzupassen als die Welt an die Kinder.
Es wird immer Menschen geben, die bei rot gehen – also lautet die Frage nicht, wie ich alle Menschen daran hindern kann, sondern wie ich (zusammen mit meinen Kindern) damit umgehe, dass sie es nunmal tun. - Es ist mir lieber, dass ich dabei bin, wenn die Kinder diese Erfahrung machen als wenn sie gerade alleine an der Ampel stehen.
Denn heute bin ich dabei. Und morgen geht der Nächste bei rot — und ich bin nicht dabei. - Es ist klasse, wenn meine Kinder lernen, dass das was wir tun nicht unbedingt das ist, was die restliche Welt macht.
Und dass es gut ist, diesen Unterschied auszuhalten, nämlich zum Beispiel dem aktiven Impuls, ebenfalls bei rot zu gehen, zu widerstehen. Oder wie es sich anfühlt, als Einzige stehen zu bleiben, während alle anderen gehen. Und das man sich dabei gar nicht ärgern muss. - Wenn ich an einer Ampel stehe, an der 5 km links und 5 km rechts definitiv kein Auto kommt, gehe ich MIT meinen Kindern bei rot und erläutere, warum es eine verdammt gute Idee ist, manchmal die Ampel zu benutzen und manchmal das Gehirn.
Und das sie bitte an der Ampel stehen bleiben, bis sie das eine vom anderen sicher unterscheiden können.