Das Kuschelbarometer

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Wie schlafen frisch Verliebte?

Wenn Sie nicht gerade auf- oder ineinander schlafen, dann zumindest doch sehr eng beieinander — gekuschelt. Und in ganz seltenen Fällen funktioniert das sogar die ganze Nacht, sprich: sie wachen so nah wieder auf, wie sie eingeschlafen sind (nur mit mindestens einem noch schlafenden Körperteil). Je frischer die Liebe, desto größer die Nähe. Am Anfang ist das eine Art von lustiger Beobachtung:

„Ach wie süß, Schatz. Genau so sind wir auch eingeschlafen. *knutsch* *knuuuuutsch*“

Wahrscheinlicher ist, dass sie nach den inneren und äußeren Wirren der Nacht in ganz anderer Lage aufwachen, als sie eingeschlafen sind. Nicht in der Ausgangslage, sondern in einer ganz neuen Position. Jeder für sich — aber auch miteinander (oder genauer: in Bezug zueinander).

Was mir am eigenen Beispiel klar wurde:

Der aktuelle Zustand der emotionalen Nähe reflektiert sich in der körperlichen Nähe.

An einem bewegten, lustigen, angenehmen Tag, an dem sie sich ganz nah standen, so ein richtiger „Miteinander-Tag“, liegen sie auch nachts dicht beisammen und wachen morgens nah beieinander auf. An einem Tag, an dem die Nähe nicht ganz so groß gewesen ist (womöglich nach kleineren oder größeren Konflikten) verläuft die Nacht ganz anders und Paare wachen mit mehr körperlichem Abstand auf, als sie eingeschlafen sind. Die Beobachtung hat angefangen, mir Spaß zu machen und ich habe mich mit anderen über ihre Erfahrungen ausgetauscht.

Das Ergebnis:  ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Aufwach-Position eine Art „Stimmungsbarometer“ der aktuellen Beziehungssituation ist, ein Indikator.

Große körperliche Nähe = gute Stimmung, hohe emotionale Nähe.
Großer körperlicher Abstand = geringe emotionale Nähe oder noch wirkende Konflikte.

Ich habe daraus abgeleitet folgende Grundpositionen feststellen können:

  1. Eng zusammen: frisch verliebt
  2. Wenn die Normalität einkehrt: individuelles „Normalschlafmaß“
  3. Zoff: viel Platz in der Mitte

Spannend finde ich vor allem auch die folgenden beiden, die damit das Modell des „Kuschelbarometer“ fürs erste abrunden:

  1. Sie liegt näher  an ihm, bzw. hat ihn auf „seine“ Seite des Bettes rübergekuschelt: Sie fühlt sich ihm näher.
  2. Er liegt näher an ihr, bzw. hat sie auf „ihre“ Seite des Bettes rübergekuschelt: Er fühlt sich ihr näher.

Das Bild am morgen ergibt — wenn man das Bett von oben betrachtet — eine Art Anzeige, wie bei einem Barometer. Der Zeiger zeigt von der Mitte des Bettes (die gestrichelte Linie) aus dorthin, wo die beiden liegen.

Zeigt der Zeiger dabei eher auf „seine“ Seite sucht sie in der Beziehung gerade mehr Nähe als er, zeigt der Zeiger eher auf „ihre“ Seite, sucht er gerade mehr Nähe als sie.

In dem Zusammenhang hat das Wort „Nachrücker“ eine neue Bedeutung, nämlich jemand der dem oder der anderen immer hinterher rückt, wenn der Partner oder die Partnerin etwas Abstand sucht. Bislang ist das Modell in meinem Kopf einfach so vor sich hingewachsen und hat mich und andere amüsiert — ich habe dabei immer von eigenen und ausgetauschten Erfahrungen gesprochen.

Neu ist, dass es nun eine Studie zu den Schlafpositionen gibt:
In der Huffington Post wurde darüber berichtet, das Original findet sich hier.

Natürlich ist dies nur ein Gedanken-Modell. Meine ich das ernst? Ja. Und Nein. Wie jedes Modell bedient es sich der Vereinfachung, um zu verdeutlichen. Bildlich gesprochen wird der Kontrast hochgefahren, um Konturen deutlicher zu erkennen. Genau so, wie ein Bild mit starkem Kontrast nicht mehr ganz auf die Wirklichkeit zu passen scheint, stimmt ein Modell auch nicht für alle Situationen.

Und doch dient ein gutes Modell der Verdeutlichung. Für mich ist es eher eine interessante Beobachtung, die sich seit einigen Jahren entwickelt hat — und auf einmal begegnet mir eine Studie zu dem Thema.

Danke für deinen Hinweis, Svenja! 🙂

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