Übersicht Studien zu Konfliktmanagement

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Zunehmend wird die Wirksamkeit von Wirtschaftsmediation und betrieblichen Konfliktmanagementsystemen wissenschaftlich in Studien untersucht. Einige Studien zu Aspekten von Konfliktmanagement(-systemen) und Mediation möchte ich nachfolgend kurz darstellen und darauf verweisen.

Studien zur Nutzung von Konfliktmanagement in deutschen Unternehmen

Die Europa-Universität Viadrina und PricewaterhouseCoopers geben jeweils im Abstand von zwei bis drei Jahren eine Reihe von Studien zum Konfliktmanagement heraus. Die erste Studie zum Konfliktmanagement, „Commercial Dispute Resolution : Konfliktbearbeitungsverfahren im Vergleich“ erschien 2005 und fragt danach, wie Unternehmen Konflikte mit anderen Unternehmen lösen. Das Ergebnis überrascht: Es gibt frappierende Unterschiede zwischen dem, was die Unternehmen bei Konflikten für das günstigste Vorgehen halten, nämlich außergerichtlicher Streitbeilegung, und dem tatsächlich meist gewählten Weg, dem Gerichtsverfahren.
PwC-Viadrina Studie I: Commercial Dispute Resolution

Im Jahre 2007 folgte eine qualitative Folgestudie zur „Praxis des Konfliktmanagements in deutschen Unternehmen“, für die genauer untersucht werden sollte, warum Unternehmen das von ihnen (nach Verhandlungen) am meisten präferierte Verfahren, nämlich die Mediation, am seltensten nutzen.
PwC-Viadrina Studie II: Praxis des Konfliktmanagements deutscher Unternehmen

Studien zur Einführung von Konfliktmanagementsystemen

Im Februar 2011 ist die dritte Studie zum Konfliktmanagement aus dieser Reihe erschienen, deren Inhalte teilweise auf einer Tagung an der Bucerius Law School vorgestellt wurden. Darin werden dann nicht mehr nur Wirtschafts-Konflikte zwischen Unternehmen, also B2B, behandelt, sondern vorrangig unternehmensinterne Konflikte und ihre Lösungen. Gleichzeitig soll der Schritt „von den Elementen zum System“, so der Titel der Studie, vollzogen werden: Welche Elemente gehören zu einem Konfliktmanagementsystem? Wie kann es eingeführt und etabliert werden? Welche Akteure (sog. Promotoren) müssen dazu welche Schritte unternehmen?
PwC-Viadrina Studie III: Konfliktmanagementsysteme: Von den Elementen zum System

Der letztgenannte Aspekt wird in der PwC/Viadrina Studie III auf Grundlage einer größeren wissenschaftlichen Studie zur „Etablierung von Konfliktmanagement in Unternehmen“ von Dr. Jürgen von Oertzen dargestellt. Darin wird am Beispiel erfolgreich eingeführter Konfliktmanagementsysteme beschrieben, welche Akteure wie agiert haben, um die Etablierung des Konfliktmanagements zu erreichen. (mehr über Einführung von Konfliktmanagement)

Seit November 2013 gibt es auch einen vierten Teil der Studie, in dem es darum geht, dass Konfliktmanagement eine Führungsaufgabe ist. Demnach ist Konfliktmanagement ein wichtiges Instrument der werteorientierten Unternehmensführung. Die Studie kommt u.a. zu dem Schluss: Konfliktrisiken und ihr Management lassen sich einfach in bestehende Managementsysteme integrieren.
PwC-Viadrina Studie IV: Konfliktmanagement als Instrument werteorientierter Unternehmensführung

Studie zu Kosten von Konflikten und Nutzen von Konfliktmanagement

Die  Beratungsgesellschaft KPMG hat zwei Studien zu den Kosten von Konflikten vorgestellt, die auf Grundlage eines sehr breiten Konflikt-Begriffs eine Klassifizierung, Operationalisierung und Messung von (vermeidbaren) Konfliktkosten unternimmt.
Konfliktkostenstudie I – Die Kosten von Reibungsverlusten in Industrieunternehmen
Konfliktkostenstudie II: Erste Praxis-Erfolge für Mediation bei innerbetrieblichen Konflikten

Studie der EU zur Förderung des Erfolgs von Mediation

„Neustart“ der Mediations-Richtlinien

Hier eine Übersetzung der Zusammenfassung:
Bewertung des begrenzten Erfolges der Mediations-Richtlinien seit ihrer Einführung und Maßnahmenvorschlag für die Erhöhung der Anzahl der Mediationen innerhalb der EU.

Fünfeinhalb Jahre nach ihrer Einführung haben die Mediations-Richtlinien (2008/52/EC) noch nicht das „Paradoxon der Mediation in der EU“ gelöst. Trotz bewiesener mehrfacher Vorteile, findet die Mediation sowohl in zivilen als auch in kommerziellen Angelegenheiten nur in weniger als 1% der Fälle in der EU Anwendung.

Diese Studie, für die die Meinung von bis zu 816 Experten aus der gesamten EU eingeholt wurde zeigt, dass diese enttäuschenden Ergebnisse dem schwachen öffentlichen Bewusstsein für Mediation, sei es gesetzgebend oder werbetechnisch, in fast allen 28 Mitgliedstaaten geschuldet sind.

Die Experten unterstützen nachdrücklich eine Anzahl nicht gesetzlich verankerter Maßnahmen, um die Entwicklung der Mediation zu fördern.

Noch wesentlicher aber ist der Vorschlag der Mehrheit dieser Experten, nämlich die Einführung einer „milden Form“ der Zwangs-Mediation. Sie könnte der einzige Weg sein, dass Mediation schlussendlich in der EU doch noch stattfindet. Die Studie schlägt als „Neustart“ der Mediations-Richtlinien daher zwei Wege vor: die Richtlinien abzuändern oder auf Grundlage des derzeitigen Wortlauts von Artikel 1 zu fordern, dass jedes Mitgliedsland sich als „Zielvorgabe zu einem ausgewogenen Verhältnis“ von Mediation und ziviler Prozessführung verpflichtet.

EU-Studie ‘REBOOTING’ THE MEDIATION DIRECTIVE: ASSESSING THE LIMITED IMPACT OF ITS IMPLEMENTATION AND PROPOSING MEASURES TO INCREASE THE NUMBER OF MEDIATIONS IN THE EU

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