Studie 2 “Praxis des Konfliktmanagements deutscher Unternehmen” von PwC und Viadrina

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Die zweite Studie von PwC in Zusammenarbeit mit der Europa-Universität Viadrina erschien im Jahr 2007, geschrieben von Elke Kamphern, Stefan Kraus und Anna Wellmann. Es ist eine qualitative Folgestudie zur ersten Studie und will die „Praxis des Konfliktmanagements in deutschen Unternehmen“ betrachten. Dafür sollte genauer untersucht werden, warum Unternehmen das von ihnen eigentlich am meisten bevorzugte Verfahren, nämlich die Mediation, am seltensten nutzen.

Für eine differenzierte Bewertung der Studie reichen die Angaben zu Methodik und vor allem zur Stichprobe zwar nicht aus, sie bringt aber einige Thesen pointiert auf den Punkt und ermöglicht so auch ein Nachdenken darüber, wie die Verwendung von Konfliktmanagement in Unternehmen verstärkt werden kann.

Die Ergebnisse der Befragung:

  • Unternehmern, Konfliktpartnern und Anwälten fehlen theoretische Kenntnisse und praktische Erfahrung mit außergerichtlichen Konfliktlösungsverfahren und setzen sie deswegen selten ein.
  • Konfliktparteien empfinden größte Unzufriedenheit in bezug auf staatliche Gerichtsverfahren, was insbesondere mit den Kosten und der Dauer der Verfahren zusammenhängt und einen hohen Leidensdruck erzeugt.
  • Wegen nicht ausreichender innerbetrieblicher Kommunikation und Widerstände der Geschäftsleitung kommt das Gesamtspektrums der alternativen Konfliktlösungsstrategien nicht zum Einsatz.
  • Die Art und Weise des Umgang mit Konflikten in Unternehmen ist optimierungsbedürftig (hinsichtlich ihrer Zieldefinitionen, Dokumentation, Umsetzungshinweise und Evaluation von Streitfällen).
  • Das Ergebnis der ersten Studie von 2005 bestätigt sich: aus Sicht der Unternehmen bieten außergerichtliche Verfahren deutliche Vorteile gegenüber staatlichen Gerichtsverfahren.

Download PwC-Viadrina-Studie2

Nachtrag:

In diesem Zusammenhang ist besonders interessant, was Dr. Ulrich Langen (AIA AG, Spezialversicherer für Architekten und (Bau-)Ingenieure)  auf dem Internationalen Bau-Mediationstag am 20. März 2014 in Essen in seinem Vortrag mitgeteilt hat:

Chart Prozessergebnisse

Prozessergebnisse aus Sicht der (Rechtschutz)versicherer. (Quelle: AIA AG)

  • 51% der Prozesse des Versicherers aus dem Vergleichszeitraum enden mit einem Vergleich,
  • 30% werden gewonnen,
  • 19% verloren.
  • Je nach Studie geht man bei Mediationen von einer Erfolgsquote (Erfolg = Konsens) von ca. 80% aus.
  • These: ein Vergleich ist mit einem Kompromiss (= Teilerfolg) gleichzusetzen

Demnach ist die Chance, einen Konsens zu erreichen in der Mediation mit 80% gegenüber dem Prozess mit 30% fast drei mal so hoch.

Kampherm, Elke/Kraus, Stefan/Wellmann., Anna, 2007: Praxis des Konfliktmanagements deutscher Unternehmen. Ergebnisse einer qualitativen Folgestudie zu „Commercial Dispute Resolution. Konfliktbearbeitungsverfahren im Vergleich“: PricewaterhouseCoopers, Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder).

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